Karlheinz Goedtke

(* am 15. April 1915 in Kattowitz;
† am 23. August 1995 in Mölln)

Karl-Heinz Goedtkewar Bildhauer und Plastiker.

Karl-Heinz / Karlheinz?

Während der Einarbeitung in das Thema entstand Verwirrung über die korrekte Schreibweise des Vornamens. Recherchen haben eindeutig gezeigt: der Taufname des Künstlers lautet „Karl-Heinz“, er selbst bevorzugte im Alltag und bei nichtoffiziellen Anlässen die Variante „Karlheinz“, also die zusammengezogene Namensform. So, wie es die Taufurkunde festgelegt hatte, unterschrieb er lediglich auf Urkunden, (Personal-)Ausweisen oder – wie hier im Jahr 1976 – im Reisepass.

Karlheinz Goedtke wird am 15. April 1915 in Kattowitz/Oberschlesien als Sohn eines Beamten und der Tochter eines ostpreußischen Gutsbesitzers geboren und wächst in Breslau auf.

Bis 1930 besucht Karlheinz Goedtke das Maria-Magdalenen-Gymnasium zu Breslau. In einer autobiographischen Skizze formuliert er später: „Schon früh zeigte sich eine starke Neigung zum Zeichnen, und als Siebenjähriger knetete ich mit großer Liebe und Ausdauer die Gestalten meiner Umgebung aus Plastilin. In der Schule erhielt ich meine besten Zensuren im Zeichnen.“

Nach Versetzung seines Vaters nach Stettin bekommt Goedtke an der Meisterschule des Kunsthandwerks seine handwerkliche und künstlerische Grundausbildung durch den Bauhausschüler Professor Kurt Schwerdtfeger. Gleichzeitig lernt er das Handwerk des Steinbildhauers, ist von da ab also sowohl mit plastischer und skulpturaler Arbeit wohlvertraut. Er absolviert die Abschlußprüfung an jener Schule erfolgreich und würde gern ein Studium aufnehmen, allerdings galt es zunächst, Arbeitsdienst und Wehrpflicht zu genügen.

Von 1938 bis 1940 kann er dann einige Semester an der Hochschule für bildende Künste in Berlin studieren, bis er zum Kriegsdienst eingezogen wird.

1941 kann er im Rahmen der „Familienzusammenführung“ Waltraut Stoike heiraten. Sie besucht ihn, wenn das mit seinen militärischen Pflichten in Einklang zu bringen ist, an seinen Standorten, kann dort sehen, was er sich in seinen Freistunden künstlerisch erarbeitet hat.

1943 wird dem jungen Ehepaar die Tochter Ingrid-Kristina geboren; die Aufnahme stammt vom Januar 1944.

Verwundet kommt Karlheinz Goedtke nach Kriegsende nach Schleswig-Holstein. In Farchau bei Ratzeburg nimmt er seine Arbeit als Künstler wieder auf, kann sich jetzt auch uneingeschränkt um seine Familie kümmern.

Er gestaltet, zum Teil mit geliehenem Werkzeug, Holzskulpturen und arbeitet an der Renovierung des großen Ratssaals in Mölln mit, um seine Familie und sich über Wasser zu halten.

In den Jahren 1946-48 entsteht nämlich im Bereich des mittelalterlichen Dachstuhls ein neuer Ratssaal mit einer die ganze Breite überspannenden flachen Holztonne aus Kiefer, 15 Metern lang, acht Meter breit und fünf Meter hoch. Für die aufwendig gestalteten Paneele, Türen, Fenster und Möbel wird Eichenholz verwendet, deren Schnitzarbeiten der Bildhauer Karl Heinz Goedtke 1947 übernimmt. 1950 erhält er von der Stadt Mölln seinen ersten offiziellen Auftrag, den ‚Till Eulenspiegel‘. Diese Arbeit macht Goedtke schlagartig bekannt und zieht viele Aufträge für den öffentlichen Raum und für private Sammler nach sich. 1951 siedelt er von Farchau nach Mölln über, wo er bis zu seinem Lebensende 1995 wohnen wird.

Im April 1954 erscheint in der „Lauenburgischen Heimat“ ein Aufsatz von Dr. Kurt Langenheim über Karlheinz Goedtke, der sowohl auf seine positive künstlerische Entwicklung als auch auf die zunehmende Freude über sein Schaffen im regionalen Umfeld abhebt. In der Rubrik ‚Künstler des Kreises‘ beginnt der Autor seinen Fachartikel mit dem Satz: „Der Name des Bildhauers Karlheinz Goedtke beginnt in den letzten Jahren mehr und mehr zu klingen. Der Künstler hat in München und in Stuttgart, in Düsseldorf und in Hannover und an anderen Orten mehr auf Anforderung seine Werke ausgestellt. Die Kritiker und Kunstexperten Deutschlands nennen den Namen Goedtke mit steigender Achtung und weisen nachdrücklich auf seine Werke hin. Die Stadt Mölln ist so glücklich, den Künstler nicht nur als Bürger in ihren Mauern zu wissen, die Möllner haben auch an mehreren Stellen ihrer Stadt Gelegenheit, in Bronze gegossene oder aus Stein geschlagene Arbeiten von ihm zu bewundern.“ (S. 13) – Wir wissen, daß wir noch viel mehr von ihm erwarten dürfen und möchten wünschen, daß mehr als bisher seine Bildwerke auch im Lauenburgischen selbst ihre Anerkennung und Heimat finden.“ (S. 16)

1958 entsteht sein Atelierhaus in Alt-Mölln. In der Literatur heißt es dazu: „Am siedlungsarmen Rande von Alt-Mölln, wo die hügeligen Moränen in die ebene Fläche vor dem Möllner See übergehen und die in Kurven abfallende Straße unmerklich in einen Wanderweg zwischen Birken ausläuft, baute sich Goedtke sein Atelierhaus. Die fensterlose Frontseite mit der schlichten Bronzeplastik – ein stilisierter Fasan – unterstreichen die naturverbundene Abgeschlossenheit und eine mehr scheue als abweisende Selbstgenügsamkeit.“ (Karl Strube, Titel Nr. 4). Im selben Jahr wird eine erste Einzelausstellung mit Werken Goedtkes eröffnet, viele weitere im In- und Ausland folgen.

Im Februar 1958 wird die Skulptur „Kleiner Pan“ auf der Titelseite der „Lauenburgischen Heimat“ abgebildet, denn dieses Werk war eins der vielen Kunstwerke in der Sonderausstellung der „Gruppe 56“ im Kreismuseum in Ratzeburg. In einem Aufsatz schreibt der Gymnasiallehrer Otto Japp unter dem Titel „Schüler sehen die Ausstellung der ‚Gruppe 56‘ (9.- 27. November 1957): „Die Räume des neuen Kreismuseums auf dem Domhof in Ratzeburg hatten lange Zeit drei Klassen der Lauenburgischen Gelehrtenschule als Unterrichtsraum gedient. Nun [1957] waren die Ausstellungsräume wiederhergestellt und bereit, ihrem Zweck entsprechend verwendet zu werden. Der Gedanke, hier zunächst eine Kunstausstellung zu zeigen, noch dazu Arbeiten von schleswig-holsteinischen Künstlern, die in der „Gruppe 56“ zusammengefaßt sind, war außerordentlich glücklich. Die Tatsache, daß in diesem Museum für 14 Tage moderne, hochqualitative Kunst im Original zu sehen war, veranlaßte mich, diese Ausstellung mit allen Schülern der Mittel- und Oberstufe der Lauenburgischen Gelehrtenschule zu besuchen.“

Der Autor befragt die Schülerinnen und Schüler nach ihren Eindrücken und referiert: „Ungeteiltes Lob [ernteten …] Goedtkes Plastiken, vor allem der kleine, Flöte blasende Pan, der ‚ineinander übergehende und wie Musik schwingende Linien aufweist.’“ Japp zieht das Resümée: Diese [und andere Äußerungen lassen] „… erkennen, daß die Jugend durchaus gewillt ist, sich mit den Problemen modernen Kunstschaffens auseinanderzusetzen. Der Wunsch, nach dieser glücklichen Ouvertüre weitere qualitätvolle Ausstellungen im Kreismuseum zu sehen, kann nicht laut genug ausgesprochen werden.“ (S. 7ff.)

1959 wird Goedtke Gründungsmitglied des Lions Clubs Herzogtum Lauenburg in Mölln (gegründet am 20. Mai 1959), engagiert sich vielfältig im Club, ist in den Jahren 1965/1966 ihr Präsident. Hier übergibt er seinen neuen Club-Freunden eine selbstgeschaffene Arbeit zum Thema „Lions“ (während der Charter-Feier des Lions Clubs Lübeck-Burgtor 1966).

In dieser Aufnahme (an seinem 60. Geburtstag) spricht aus der gelösten, freudigen Haltung die Zufriedenheit eines Künstlers, der sich seines Weg, seines Personalstils sicher sein kann.

Er gestaltet mit Überzeugung eine große Zahl an plastischen Arbeiten für den öffentlichen Raum. Hier sehen wir eine Aufnahme während der Übergabe der Figurengruppe „Ponyreiter“ in Lübeck im Jahr 1969.

Er unternimmt Studienreisen nach Afrika, nach Italien und Frankreich. Seine Skizzen und Zeichnungen bestätigen seine exzellente Beobachtungsgabe. Oft reizt es ihn, auch im Urlaub (so wie hier in Österreich im Jahr 1968) an neuen Modellen zu arbeiten, die er zunächst in sehr kleinem Format in Wachs modelliert.

Insgesamt hat Karlheinz Goedtke über 200 Großplastiken geschaffen, die vorwiegend im norddeutschen Raum, aber auch darüber hinaus, aufgestellt werden und langzeitlich positive Resonanz finden.

Er erhält für sein Werk viele Ehrungen und Preise, so den ‚Cornelius-Preis‘ der Stadt Düsseldorf (1954), die ‚Peter-Paul-Rubens-Medaille‘ (1984), den ‚Kulturpreis Oberschlesien des Landes Nordrhein-Westfalen‘ (1985), den ‚Kulturpreis Schlesien des Landes Niedersachsen‘ (1988) und den ‚Kulturpreis der Stiftung Herzogtum Lauenburg‘ (1993).